Wissenswertes

Als Kiepenkerle wurden umherziehende Händler im niederdeutschen Sprachgebiet zwischen Sauerland und Hamburg bezeichnet.

Bis in die 1950er Jahre waren die Kiepenkerle Kleinhändler.  Zu Fuß oder auch mal mit dem Rad brachten Sie Nahrungsmittel wie Eier, Milchprodukte und Geflügel in die Städte und versorgten im Gegenzug die ländlichen Gebiete mit Salz und anderen Waren.  

Besonders für die noch ländlich strukturierten Gegenden waren die Kiepenkerle wichtig, brachten sie doch nicht nur Waren, sondern auch die neuesten Nachrichten von Hof zu Hof oder in die kleinen Dörfer und Bauernschaften.

Auch sollen durch ihre Vermittlung manche Ehen zu Stande gekommen sein. Sie mussten gut zu Fuß und auch recht trinkfest sein, denn auf vielen Höfen gab es nach dem geschäftlichen Stress gerne mal ein paar „Snäpskes“.

Deutsche Händler (sogenannte „Hollandgänger“), die in dieser Form die Grenze zu den benachbarten Niederlanden überschritten, wurden dort Kiepkerel, im Norden auch Kiepkerl genannt. Am Niederrhein gibt es die Bezeichnung Kiependräger.

Der Name leitet sich von der Kiepe ab, einer aus Holz und Korbgeflecht bestehenden Rückentrage (Korbtrage), mit der die Kiepenkerle zu Fuß über Land gingen, um der dortigen Bevölkerung ihre Waren zu verkaufen, die sich in und an der Kiepe befanden.

Zur typischen traditionellen Tracht der Kiepenkerle in Westfalen und am Niederrhein gehören seit dem 19. Jahrhundert neben der Kiepe ein rotes Halstuch, ein blauer, bis zu knielanger Leinenkittel  (Kiel), Kniebundhose oder lange Hose aus Leinen oder Tuch, Holzschuhe (Holsken) oder Lederschuhe mit Strümpfen und hohen Gamaschen, eine hohe oder flache Schirmmütze (Kipp), Tabakspfeife (Mutz) und der Wanderstock (Krückmann).

Heute spielen die Kiepenkerle vor allem im Rahmen von Folklore und im Tourismus, beispielsweise als Stadt- oder Museumsführer eine Rolle. Dieser Brauch ist besonders im Münsterland verbreitet.